Selbstwertgefühl und Selbstmitgefühl
Ein hohes Selbstwertgefühl ist gut und wichtig für unsere psychische Gesundheit. Problematisch ist allerdings oft, wie man zu einem hohen Selbstwertgefühl kommt. Selbstmitgefühl ist eine sehr hilfreiche Alternative: Menschen mit viel Selbstmitgefühl haben auch ein hohes Selbstwertgefühl – aber ohne die Nachteile, die mit einem hohen Selbstwertgefühl normalerweise einhergehen.
Was ist Selbstwertgefühl?
Selbstwertgefühl ist eine allgemeine Einschätzung unseres Wertes. Es beruht auf unserem Urteil darüber, ob wir ein guter, wertvoller Mensch sind.
Wie kommt man zu einem hohen Selbstwertgefühl? Problematische Aspekte...
Unser Selbstwertgefühl ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Beispielsweise davon, ob wir glauben, dass andere uns positiv beurteilen, wie kompetent wir uns erleben in Bereichen, die für uns wichtig sind; wie erfolgreich wir sind, und es beruht oft auf Vergleichen mit anderen. Das führt dazu, dass unser Selbstwertgefühl meist relativ instabil ist. Es schwankt in Abhängigkeit davon, wie uns andere gerade beurteilen, wie kompetent und erfolgreich wir gerade sind oder mit wem wir uns gerade vergleichen.
Was ist anders bei Selbstmitgefühl?
Forschungen zeigen, dass Menschen mit viel Selbstmitgefühl auch ein hohes Selbstwertgefühl haben, aber mit einer grösseren Stabilität und ohne die sozial vergleichenden Nachteile des Selbstwertgefühls. Selbstmitgefühl basiert nicht auf Vergleichen mit anderen, und es ist keine Bewertung, kein Urteil. Es beruht darauf, gut mit uns selbst umzugehen – so unvollkommen wir nun eben mal sind, mit unseren Stärken und Schwächen. Es hängt nicht davon ab, ob wir gerade etwas Aussergewöhnliches tun, ob wir gerade besonders geschätzt werden oder Ideale erreichen.
Warum Selbstmitgefühl ein verlässlicherer Freund ist als Selbstwertgefühl... (Kristin Neff)
Selbstmitgefühl hilft uns ganz besonders in Momenten, wenn es uns gerade nicht gut geht, wenn wir irgendwo gescheitert sind oder persönliche Schwächen an uns bemerken – also gerade dort, wo unser „abhängiges“ Selbstwertgefühl ins Wanken gerät. Wir können also immer auf unser Selbstmitgefühl zurückgreifen. Es lässt uns nicht im Stich, wenn Dinge schief gehen. Und wo Selbstwertgefühl eher von sozialem Wettbewerb geprägt ist, fördert Selbstmitgefühl menschliche Verbundenheit.